Gesundheitsregion EUREGIO erstmalig beim BMC-Kongress mit dabei

Als Neumitglied im Bundesverband Managed Care e. V. (BMC) hat das Netzwerk Gesundheitsregion EUREGIO e. V. Mitte April erstmalig beim BMC-Kongress in Berlin teilgenommen. „Wir sind vom Vorstand und Vorsitzenden Prof. Dr. Lutz Hager und der Geschäftsführung mit Johanna Nüsken und Malte Behmer herzlich empfangen worden. Das zweitätige Kongressprogramm brachte uns wichtige Impulse und neue Kontakte. Wir freuen uns auf die Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem BMC. Am 17.10. laden wir die interessierten BMC-Mitglieder zu einer Exkursion in die Gesundheitsregion EUREGIO zu unserem Mitglied ins Universitätsklinikum Münster (UKM) ein“, so Nerlinger. 

Besser hätte das Timing nicht gewählt werden können. Im Eröffnungsplenum brachte es der neue Vorsitzende des Beirats der Gesundheitsregion EUREGIO Minister Dr. Andreas Philippi gut auf den Punkt. Es bedarf mehr Flexibilität und keine Denkverbote. Niedersachsen will sich als Vorreiter bei der Umstrukturierung des Gesundheitswesens beweisen. 

Minister Dr. Andreas Philippi

„Die starren Sektorengrenzen müssten aufgeweicht und überwunden werden“, so Philippi. „Für diese Mammutaufgabe bei der Umsetzung des Niedersächsischen Krankenhausgesetzes müssen alle bisherigen Aspekte der Versorgung auf den Prüfstand gestellt werden. Es darf keine Denkverbote geben.“ Gesprochen werden müsse etwa über Bedarf- und Bedarfsplanung sowie Vergütung. Niedersachsen wolle ein Vorreiter sein und wirkungsvolle Maßnahmen auf den Weg bringen. Doppel- und Parallelstrukturen gelte es zu vermeiden, stattdessen müsse der Fokus auf einer passgenauen Versorgung liegen.

Als Beispiel dafür nannte der niedersächsische Gesundheitsminister „Regionale Gesundheitszentren (RGZ)“ als „zentrale Anlaufstelle“, welche ambulante, stationäre und pflegerische Elemente vereinen würden und aus „nicht wirtschaftlichen Krankenhäusern entstehen“. Möglich macht diese Kooperationsform der interdisziplinären Zusammenarbeit in Niedersachsen das neue Krankenhausgesetz. Anfang April ist in Ankum – im Landkreis Osnabrück – das erste Zentrum an den Start gegangen. Dafür wurde das Marienhospital Ankum-Bersenbrück der Niels-Stensen-Kliniken (auch Mitglied der Gesundheitsregion EUREGIO) umgewandelt. Laut Ministerium in Hannover sollen in Ankum zudem zwei neue Pflegeangebote aufgebaut werden: Im Mai soll eine Langzeitintensivpflege starten, bei welcher die Mitarbeitenden dann etwa die Pflege von beatmungspflichtigen Personen übernehmen. Ab Juli sollen Pflegebedürftige zudem bis maximal acht Wochen eine vollstationäre Betreuung in Anspruch nehmen können – das Kurzzeitpflegeangebot richte sich zum Beispiel an PatientInnen, die sich nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht zu Hause versorgen könnten oder deren Pflege zu Hause zeitweise überbrückt werden müsse. 

Das RGZ-Versorgungskonzept ergänzt sich hervorragend zu unserem Konzept des „Regionalen Pflegekompetenzzentrums (ReKo), das ein dezentrales Case- und Care Management mit digitaler Vernetzung und Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) umfasst. Ausgangslage des ReKo-Projektes war die Fusion der beiden Nordhorner Krankenhäuser zur EUREGIO-KLINIK in 2007 und die Weiterentwicklung des ehemaligen Marienkrankenhauses zu einem vergleichbaren sektorenübergreifenden Primärversorgungszentrum im Quartier Haus St. Marien mit einem umfassenden Pflegeangebot des Caritasverbandes Osnabrück, so Nerlinger.

Philippi verwies in seinem Impulsvortrag weiter darauf, dass „weitere regionale Zentren in den Startlöchern stehen“. Auch auf Bundesebene gebe es ähnliche Konzepte. „Die Level-Ii-Krankenhäuser der Regierungskommission ähneln unseren Gesundheitszentren“, so der Minister.

Auch die Notfallversorgung brauche nach Sichtweise des Ministers Dr. Philippi zwingend eine Reform. Dabei gehe es vor allem darum, Patient:innen in die richtige Versorgung zu steuern, um die Not- und Rettungsdienste von Bagatellfällen zu entlasten. In einem Pilotprojekt seien in Niedersachsen in vier Landkreisen sogenannte Gemeindenotfallsanitäter getestet worden, welche selbstständig weniger akute Fälle vor Ort behandelten und nur bei Bedarf Unterstützung anforderten. „Das ist ein zukunftsfähiges, ressourcenschonendes Modell“, so der Minister. Damit es allerdings in die Regelversorgung überführt werden könne, brauche es neue gesetzliche Grundlagen. 

Der Minister schloss seine Ausführungen mit dem Thema Digitalisierung. Zusammen mit dem Bundesamt für Soziale Sicherung und der Hansestadt Hamburg unterstütze Niedersachsen ein medizinisches Netzwerk aus sechs Kliniken in Hamburg und Niedersachsen. „Herausragende Eigenschaft dieses Netzwerkes ist die nahtlose digitale Unterstützung und Koordination der Versorgungsprozesse. Behandlungspfade werden standortübergreifend abgestimmt“, so Philippi. Ziel sei es, medizinisch nicht notwendige Verlegungen zu reduziert und die verbleibenden Verlegungen deutlich zu vereinfachen. Herzstück sei eine einrichtungsübergreifende, einheitliche Kommunikationsplattform. „Sie ermöglicht einen Austausch von Gesundheitsdaten wie beispielsweise Röntgenbildern oder EKG.“

Fotos: Gesundheitsregion EUREGIO

Nähere Informationen zur Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsregion EUREGIO und dem BMC.